Kommt dir das bekannt vor?
Ein Gedanke taucht auf und plötzlich malst du dir aus, wie alles schiefgeht. Du verlierst den Job, stehst ohne Geld da, landest unter der Brücke … dein Kopf malt Bilder, die immer schlimmer werden.
Das ist Katastrophendenken. Und es fühlt sich an, als wärst du diesem Film ausgeliefert, obwohl er nur in deinem Kopf läuft.
Warum wir so oft in Katastrophenfilme geraten
Gerald Hüther ein bekannter Neurobiologe und Hirnforscher spricht vom „Gehirnfahrstuhl“. Stell dir dein Gehirn wie ein Haus mit drei Stockwerken vor:
- Ganz oben: der präfrontale Cortex – der jüngste Teil des Gehirns. Hier sitzt das klare Denken, hier findest du Lösungen, triffst Entscheidungen und kannst dich beruhigen.
- In der Mitte: das limbische System – die Welt der Gefühle. Hier entstehen Emotionen wie Angst, Wut oder Freude.
- Ganz unten: das Stammhirn – der älteste Teil. Hier laufen automatische Überlebensprogramme: Flucht, Kampf oder Erstarren.
Wenn du entspannt bist, hält dein Fahrstuhl oben im klaren Denken. Sobald Angst oder Stress auftauchen, fährt er nach unten: Erst übernehmen die Gefühle, und wenn die Angst noch stärker wird, landet der Fahrstuhl ganz unten im Stammhirn. Dort zählt nur noch Überleben, nicht mehr Nachdenken. Das erklärt, warum Katastrophengedanken so mächtig wirken: Dein Gehirn ist dann buchstäblich nicht mehr „oben“, wo du differenziert denken kannst.
Die Angstautobahn und die Abzweigung
Unser Gehirn ist plastisch. Wenn wir immer wieder dieselben Angstgedanken denken, verstärken sich diese Wege wie eine Autobahn, die wir täglich fahren. Doch es gibt immer eine Abzweigung. Wir können entscheiden, ob wir weiter den alten Weg nehmen oder einen neuen Pfad gehen. Es braucht Bewusstsein und ein bisschen Training, aber es ist möglich.
Übung: „Was ist das Schlimmste, das passieren könnte?“
Diese Übung hilft dir, belastende Gedanken Schritt für Schritt weiterzudenken und zu prüfen, wie realistisch sie tatsächlich sind. Nimm dir einen deiner Angstgedanken, zum Beispiel: „Ich könnte meinen Job verlieren.“ Frag dich: „Was wäre das Schlimmste, das passieren könnte?“ – „Ich könnte ohne Einkommen dastehen.“ Frag weiter: „Und was wäre dann das Schlimmste?“ – „Ich müsste vielleicht meine Wohnung aufgeben.“ Führe das so lange fort, bis du beim äußersten denkbaren Szenario angekommen bist. Oft merkst du dabei: Viele dieser Vorstellungen sind sehr unwahrscheinlich oder übertrieben. In der Realität gibt es meist Wege, Unterstützung oder Lösungen, die verhindern, dass es wirklich so schlimm kommt. Diese Erkenntnis hilft, Katastrophengedanken als das zu erkennen, was sie sind: Gedanken und keine Fakten.
Zum Mitnehmen:
Wir leiden nicht an den Situationen selbst, sondern daran, dass wir unseren Gedanken glauben. Du fährst unbewusst jeden Tag dieselbe Angstautobahn, weil du denkst, dem ausgeliefert zu sein. Aber du hast eine Wahl: Du kannst an der Abzweigung aussteigen und einen neuen Weg üben. Je öfter du das tust, desto stärker wird der neue Pfad. Dein Gehirn kann sich verändern. Und du kannst lernen, aus dem Katastrophenkino auszusteigen… Schritt für Schritt. Dabei begleite ich dich gerne in meiner Praxis in Ulm, um wieder Ruhe und Klarheit zu gewinnen. Melde dich gerne für ein Erstgespräch.